Die Leere der Kirche

Die Leere der Kirche

Hallo Ihr Lieben,

Bis heute Mittag habe ich gedacht, dass mir Kirchen am besten gefallen, in denen prunkvolle Bilder hängen, die prächtige Fenstergestaltungen haben oder mich die Geschichte des Bauwerks fasziniert. Ich bin immer davon ausgegangen, diese Bilder und Altäre zu brauchen, damit ich mir die Glaubenswelt besser vorstellen oder in sie eintauchen kann. Heute Mittag in einem Seminar in der Uni, habe ich mir zum ersten Mal die Frage gestellt, ob ich all dieses Klim-bim brauche. 

Uns wurde ein Bild von einer komplett weißen Kirche gezeigt. Sie hatte in der Mitte ein Kreuz und sonst keine farbliche Ausmalung oder architektonische Gestaltung. Es war ein großer weißer Raum. Die Bilder, die sonst oft in Kirchen hängen, zeigen wichtige Persönlichkeiten, Heilige oder die Stiftenden der Gemälde. Gerade fühlt es sich für mich komisch an, beim Beten diese Bilder von anderen Menschen anzuschauen. Natürlich sind diese Bilder bewundernswert und es fasziniert mich, Kirchen und Gebäude anzuschauen und zu analysieren. Aber im Moment des Betens geht es um mich und Gott und niemanden sonst.

Bin also nicht ich diejenige, die in diesem Moment den Raum Kirche gestaltet?
Ich bin diejenige, die mit ihren Gedanken, Träumen und Hoffnungen die Wände bemalt. Meine Wünsche und Ängste schweben in diesem Raum und meine eigenen Erfahrungen zeichnen die Bilder und modellieren die Skulpturen. Meine Tänze formen den Boden, mein Gesang formt die Instrumente und meine Phantasie schreibt die Texte. Meine Gefühle zeigen sich im Wasser, dem Feuer oder der Ruhe. Indem ich Kirche gestalte, wird sie ein Teil von mir und werde ich ein Teil von ihr. 

Ich bin Kirche, Du bist Kirche, Wir sind Kirche. Mit all unserer Freude, den Sorgen, der Liebe dem Lachen, den Tränen und Allem was jeden und jede von uns zu diesem einen besonderen Menschen macht. Nur wir können diese Kirche gestalten. 

In der Vorbereitung zu meiner Erstkommunion haben wir eine Gruppenarbeit gemacht, die mir bei diesem Gedanken wieder eingefallen ist. Wir sollten ein Plakat gestalten, auf dem wir darstellen wie Jesus ist. Die Gruppe, zu der ich gehörte, hat ein Plakat mit ganz vielen bunten Punkten gemacht. Unsre Begründung dafür war ziemlich einfach: Keiner von uns hatte Jesus je gesehen und wir dachten er ist überall und bestimmt bunt. 

Eine „leere“ Kirche ohne Bilder von anderen Menschen und ohne die Gottesblider, die andere Menschen gemalt haben, inspiriert mich dazu meinen eigenen Gedanken Raum zu geben, mein ganz persönliches Gottesbild zu zeichnen und aus meiner Beziehung zu Gott heraus diese Kirche mitzugestalten. 

Ich wünsche Euch Räume, die Ihr mit Euren Geschichten gestalten könnt. 

Erzählt gerne davon in den Kommentaren. 
Bis bald im Biergarten
Anna 

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