Hallo ihr Lieben,
seit unserem letzten Beitrag zum Thema Segen und unserer ersten Reaktion auf das Responsum aus Rom ist viel passiert. Eine Welle des Protests und der Solidarität hat die Social-Media-Plattformen geflutet und auch außerhalb davon haben sich viele Menschen klar für die Segnung und Anerkennung gleichgeschlechtlicher Paare positioniert.
Das freut uns riesig und gibt uns unsere Hoffnung zurück, dass (zumindest in der Kirche in Deutschland) Veränderung möglich ist, und bereits stattfindet.
Vieles, was vorher verborgen war oder im Verborgenen stattgefunden hat, wird jetzt sichtbar. Über 2600 Seelsorger*innen haben eine Erklärung unterschrieben und gesagt „Wir segnen (weiter)!“ Diese wurde dann an Birgit Mock und Bischof Bätzing übergeben. Das ist toll! Das freut uns riesig. Und das ist nur eine von vielen Aktionen, die zur Zeit stattfinden. Wir freuen uns über jede einzelne, von der wir mitbekommen. Regenbogenflaggen an Kirchen, Theologieprofessor*innen, Religionslehrer*innen, die Aussagen aus Rom kritisieren, bundesweit geplante Segensgottesdienst für Liebende, und noch vieles mehr.
All dieses zeigt deutlich: Der Autoritätsanspruch, den die Glaubenskongregation in diesem Schreiben erhebt, wird nicht eingelöst. Und das in einer Deutlichkeit, wie wir es noch nicht erlebt haben. Sogar Bischöfe (die neben dem Papst auch ein Lehramt in der Kirche inne haben) äußern sich gegen die Aussagen aus Rom.
Wir sind gespannt, wie dieser Prozess und das Ringen um Macht und Autorität in der dieser Frage weitergehen.
Es gibt viele Gründe, warum das Verbot der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare nicht nur diskriminierend sondern auch theologisch nicht haltbar ist. Es gibt auch viele Menschen, die diese Gründe besser darlegen können als wir. Deswegen wollen wir nur auf die beiden – für uns wichtigsten – aufmerksam machen.
1. Gott* schenkt Segen, nicht die Kirche.
Der Segen, um den es in dieser ganzen Diskussion geht, ist der Segen Gottes*. Die Kirche bringt ihn nicht hervor. Sie kann ihn nur als Geschenk empfangen und dieses weitergeben. Und Gott* hat sein* Heil, ihr* Da-sein und seine* Liebe allen Menschen zugesagt. Wie kommt die Kirche jetzt auf die Idee, sie könnte diesen Segen bestimmten Menschen verweigern, wenn sie darum bitten?
2. Liebe ist keine Sünde.
Ja gut, als Argument, warum nicht alle Menschen und jedes Vorhaben gesegnet werden sollen, könnte man „die Sünde“ anführen. Was nicht den göttlichen Geboten und Heilswillen entspricht, dem muss man auch nicht unbedingt Gottes Da-Sein zusprechen.
ABER, das trifft nicht auf das zu, worum es hier geht. Liebe ist keine Sünde. Wenn Menschen in aufrichtiger Liebe, Verantwortung füreinander übernehmen und eine gleichberechtigte, wertschätzende Partner*innenschaft führen, dann ist das keine Sünde. (Für verschiedengeschlechtliche Paare ist das sogar ein Sakrament, also ein Zeichen des Heilswirken Gottes*… – übrigens auch für Paare, die keine Kinder zeugen können. Warum ist die Unmöglichkeit gemeinsam leibliche Kinder zu bekommen dann also ein Argument gegen die Würdigkeit gleichgeschlechtlicher Paare?)
Die Beziehung und die Liebe, in der Menschen einander zugewandt sind, ist keine Selbstverständlichkeit, sondern Geschenk und Arbeit. Sie können ein bisschen von dem zum Ausdruck bringen, wie Gott* sich ihren* Geschöpfen zuwendet. Damit das gelingen kann, wünschen sich viele Paare den Segen Gottes* für ihren gemeinsamen Weg.
(Wer nach einer ausgefeilteren theologischen Argumentation sucht, dem können wir einen Artikel von Martin Höhl nur empfehlen.)
Wir haben erlebt, dass viele Menschen, auch in unserem Umkreis, durch das Responsum bewegt wurden, sich ernsthaft mit der Frage auseinanderzusetzen, ob sie nicht aus der Kirche austreten sollten und wie lange sie ihren Weg noch in dieser Kirche gehen können.
Deswegen ist unser Ärger so groß. Die Leitung der Kirche versperrt durch solche Äußerungen (und nicht nur dadurch) Menschen den Weg zu Gott*. Wer sich aus der Gemeinschaft der Glaubenden ausgeschloßen fühlt, hat es oft auch schwerer seine*ihre eigene Beziehung zu Gott* aufzubauen und zu behalten. Und das ist genau das Gegenteil vom kirchlichen Auftrag, das Evangelium in der Welt zu verkünden und Gottes* Liebe seinen* Geschöpfen nahe zu bringen.
Liebe Kirchenoberhäupter, wollt Ihr daran Schuld sein, dass Menschen mit dem Glauben und mit Gott hadern und sich vielleicht sogar davon abwenden? Wie könnt Ihr das verantworten, wenn Ihr vor unserem Schöpfer stehen werdet?!
Gott* ist Liebe. Sie* hat uns alle wunderbar geschaffen und kunstvoll gewirkt. Genauso wie wir sind. (Falls Ihr das nicht glauben könnt, lest das mal nach, es steht in der Bibel (u.a. Psalm 139; 1.Johannesbrief)
Gott* schließt einen Bund mit allen Menschen und setzt als Zeichen dafür den Regenbogen in die Wolken. Sichtbar für alle. Als Erinnerung an den Segen, den er* schenkt. Für Alle.
Und weil Gottes* Segen und sein* Bund sichtbar für alle sind, wollen wir auch nicht im Verborgenen gesegnet werden. Eine Segensfeier verstecken zu müssen, nimmt den Segen nicht ernst.
Ein Segen sollte gefeiert werden! Das ist so eine schöne Zusage: bedingungslose Liebe und unendlich Gutes. Dieses wunderbare können wir uns nicht selbst geben, sondern es ist uns von Gott* geschenkt. Solche unbegreifliche Liebe muss einfach nur gefeiert werden.
Sichtbar für alle. Als Zusage des Segens, den Gott* schenkt. Für Alle.
Dass das möglich sein wird, darauf hoffen wir und dafür setzen wir uns weiter ein.
Jetzt wünschen wir Euch erstmal gesegnete Kar-und Ostertage!
Ein paar Gedanken zu den Ereignissen, die wir in diesen Tagen feiern, werden wir auch in unserer Instagram-Story teilen.
Bis bald im Biergarten,
Isa und Anna