Winterschlafmodus

Winterschlafmodus

Der Lockdown schlägt langsam auf die Stimmung…Im Frühling während des ersten Lockdowns hat er mich eigentlich nicht gestört und er stand ganz im Zeichen von „die Zeit nutzen“ und „Neues ausprobieren“. Jetzt sieht es ganz anders aus. Ich bin wenig motiviert, zu egal was. Nix mehr mit „die Zeit nutzen“, eher „die Zeit überstehen“.
Ich meine, wir Menschen sind nicht die einzigen Säugetiere, die besondere Strategien benutzen, um über den Winter zu kommen. Wer im Winterschlaf ist, fährt alle verfechtbaren Körperfunktionen herunter, um genug Energie für das Lebensnotwendige zu haben. So ähnlich mache ich das in den letzten Wochen auch, nur eben mental.

Ich habe gemerkt, dass es mir in dieser Zeit gut tun, nicht so streng mit mir zu sein. Einiges, was ich in meinem Leben sonst einfach schaffe, fällt mir jetzt schwerer. Und das ist okay. Es ist wirklich okay. Ich konzentriere mich auf das, was gerade wirklich wichtig ist. Ob ich dabei immer gute Laune habe oder meinen Idealen überall gerecht werde, ist nicht so wichtig.

Wenn ich Lust auf Gummibärchen habe, dann esse ich welche, auch wenn es vielleicht zu viele sind. Wenn ich mich einfach nicht zum Sport motivieren kann, dann verschiebe ich die Yoga-Einheit auf den nächsten Tag, oder halt den über-oder überübernächsten. Wenn uns kochen zu anstrengend ist, dann bestellen wir halt Essen oder holen welches ab (Das unterstützt außerdem auch noch die Gastronomie in dieser Zeit ;)). Und wenn der Abwasch stehen bleibt, dann steht er da eben.
Dafür mache ich dann eher mal etwas, was mir gut tut. Einen Tag lang nur auf dem Sofa oder im Bett gammeln und Serien schauen und Lesen; Musik machen; mir Zeit für Gott nehmen; backen oder einfach mal nichts.
Was mir besonders gut getan hat, war ein YouTube-Gottesdienst der queeren Gemeinde Heidelberg. Mir Zeit zu nehmen für mich und Gott und mir zusprechen zu lassen, dass ich geliebt bin, mit allem was zu mir gehört, das war toll.

Meine Ideale sind mir wichtig und das sollen sie auch bleiben. Aber wenn ich mich damit nur unter Druck setze, dann tuen sie – bei allem Guten, was sie eigentlich bewirken sollen, – nicht gut. Und dann darf ich sie zeitweise auch etwas schleifen lassen. Ich muss nicht immer die Welt retten. Wenn die Kraft nur reicht um mich zu retten, dann rette ich eben erstmal mich. Und wenn ich dann der Winterschlaf vorbei ist und ich wieder mehr Energie habe, kann ich mich auch wieder gestärkt an das Projekt „Weltrettung“ machen 😉 Ich bin sehr dankbar, für eine Postkarte, die ich vor einiger Zeit bekam und die mir diesen Gedanken geschenkt hat. Ihr seht sie auf dem Titelbild, wie sie seitdem an meiner Pinnwand hängt.

Das schaffen, was unbedingt geschafft werden muss. Das muss und darf zur Zeit reichen. Und wenn ich darüber hinaus mir oder jemand anderem etwas Gutes getan habe oder mich doch überwinden konnte, dann bin ich besonders stolz auf mich.
Wie bei allem, ist es nur wichtig, dass mit den Menschen, die mich umgeben zu kommunizieren damit es nicht zu Missverständnissen und falschen Erwartungen kommt. Besonders mit Anna ist das im Zusammenleben für unsere Beziehung natürlich unabdingbar. Ihr geht es da auch ähnlich, sodass wir versuchen viel Verständnis für einander haben und uns gleichzeitig so viel Freiraum zu lassen und zu unterstützen, wie wir es brauchen.

Trotz allem bleibt aber, dass es für den Alltag wichtig, sich nicht komplett gehen zu lassen. Trotz Home-Uni Struktur beibehalten, auch wenn es anstrengend ist, regelmäßig bewegen und jeden Tag an die frische Luft gehen, helfen dabei diese Zeit zu überstehen, auch im Winterschlafmodus.

Tut Euch selbst was Gutes, was auch immer das für Euch heißt!
Ich wünsche Euch einen angenehmen Winterschlaf und wenn Ihr wieder wach seid, treffen wir uns im Biergarten,
Isa

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