Hochzeitsgottesdienst: When nothing is sure, everything is possible

Hochzeitsgottesdienst: When nothing is sure, everything is possible

Halloo, da melden wir uns endlich mal wieder.

Wir haben ja schonmal darüber geschrieben, dass wir uns viele Gedanken darüber gemacht haben, wie wir den Gottesdienst zu unserer Hochzeitsfeier gestalten wollen. Das könnt ihr hier nachlesen.
Ende April haben wir diesen wunderschönen Gottesdienst feiern dürfen und schaffen es nun endlich mal, euch davon zu erzählen.

Wie in dem anderen Beitrag schon angedeutet, haben wir uns entschieden, keinen Traugottesdienst zu feiern. Wenn wir uns das Sakrament nicht spenden dürfen, dann wollten wir auch nicht so tun, als wäre es so. Der Gottesdienst war also „nur“ eine Segensfeier.

Wir haben uns dafür entschieden eine Messe (also mit Eucharistiefeier) und nicht nur einen Wortgottesdienst zu feiern. Das gehört für uns zu einem festlichen Gottesdienst einfach irgendwie dazu und wir mögen den Gedanken in der Eucharistie mit allen Menschen verbunden zu sein, die auch diese Form von Gottesdienst feiern.
Das Motto unter das wir unsere Segensfeier (und unsere Ehe) gestellt haben, stammt aus dem Buch Jesaja: „Es werden Blumen im Überfluss wachsen und sie wird singen, jubeln und sich freuen.“ Dieser Text war dann auch einer unserer Lesungstexte. Aber fangen wir von vorne an.

Wir haben uns entschieden, unseren Gottesdienstablauf detailliert hier zu teilen. Eben weil es (noch) keinen festgelegten Ritus für Segensfeiern gibt, kann es ziemlich herausfordernd sein eine solche zu planen. Deswegen wollen wir unseren Ablauf hier als Inspiration zur Verfügung stellen. Die Texte und den Ablauf könnt ihr unten als Pdf-Datei herunterladen.

Die erste Besonderheit war, dass wir unseren Gottesdienst mit einer Tauferinnerung begonnen haben. Uns war es wichtig, die Zusage der Taufe, dass wir geliebte Gotteskinder sind und Teil einer großen Gemeinschaft von Glaubenden, ganz besonders bei diesem Gottesdienst zu wiederholen. Nachdem das Wasser gesegnet wurde, wurden Schalen mit Weihwasser durch die Reihen gegeben und wer mochte, konnte sich in Erinnerung an die eigene Taufe selbst oder gegenseitig ein Kreuz auf die Stirn zeichnen.

©Corinna&Maik Fotografie

Auf Lesungstexte aus dem alten und neuen Testament konnten wir uns schnell einigen. Der Prophet Jesaja verheißt eine blühende Wüste, Jubel und Freude und ermutigt die Verzagten. Die Herrlichkeit des Herrn schenkt Leben und wendet alles zum Guten (Jes 35,1-4). Welches schönes, hoffnungsvolles Bild für Leben in einer lebensfeindlichen Umgebung – und für uns auch ein Bild für (nicht nur) queere Liebe, die trotz liebesfeindlicher Kontexte (aka Vatikan) erblüht. Um Freude im Herrn ging es auch in der zweiten Lesung (Phil 4,4-7), die uns ermutigt unsere Sorgen bei Gott* abzulegen und den Frieden Gottes* verspricht.

©Corinna&Maik Fotografie

Nach dem Evangelium (Mt 6, 25-34) und einer tollen Predigt haben wir Fürbitte gehalten. Dabei war es uns wichtig, dass es zwar persönliche Fürbitten sind, sie sich aber nicht nur um uns drehen. Deswegen haben wir Bitten zu Themen und Menschen formuliert, die uns am Herzen liegen. So waren sie persönlich, aber haben den Blick in die Welt geöffnet.

Dann kam die eigentliche Segnung. Vom Gottesdienstablauf her war sie nicht da wo eine sakramentale Trauung gewesen wäre (nach der Predigt), sondern zu Beginn der Gabenbereitung. So haben wir quasi unsere Ehe mit zum Altar gebracht.
Zur Segnung haben wir uns die Hände gereicht, an denen wir seit der standesamtlichen Trauung unsere Eheringe tragen. Der Priester hat seine Stola darüber gelegt und ein Segensgebet gesprochen. Nach dem Segen haben wir uns Ringe über den Ehering angesteckt, als Zeichen und Erinnerung an den Segen, der unsere Ehe trägt und stärkt. Dabei haben wir uns gegenseitig gesagt: „Trage diesen Ring in Erinnerung an den Segen, den wir empfangen durften. Als Zeichen der Liebe des Vaters, der Hingabe des Sohnes und der Kraft der Heiligen Geistin.“

Den Segensritus haben wir mit einem Gedicht abgerundet. Ein wunderschöner Text der queeren, jüdischen Poetin TRH Blue. Eine Übersetzung des Textes findet ihr in der Datei unten. Den Originaltext könnt ihr lesen, wenn ihr hier klickt.

Dann lief der Gottesdienst weiter wie eine gewöhnliche Eucharistiefeier mit Gabenbereitung, Hochgebet, Kommunionausteilung, Dank und Abschlusssegen.

Insgesamt war es eine sehr schöne Feier, die von toller Musik begleitet wurde. Wir haben uns für eine Mischung aus traditionellen, modernen und Lobpreisliedern entschieden, die in dieser Mischung gut zu unserem Glauben und unseren Glaubenserfahrungen passen.

©Corinna&Maik Fotografie

Wir haben noch einen kleinen besonderen Moment in unseren Gottesdienst eingebaut – der aber nichts mit der Liturgie oder Besonderheit einer Segensfeier zu tun hat. Wir finden es immer doof, wenn viele Leute beim Gottesdienst ihr Handy zücken und Fotos machen. Aber wir können auch gut verstehen, dass man gerne ein Bild vom Hochzeitspaar haben möchte und nicht erst auf die Bilder der Fotograf*innen warten will. Deswegen haben wir unsere Gäst*innen zu Beginn des Gottesdienstes nach der Begrüßung die Gelegenheit gegeben, ein Foto von uns zu machen, verbunden mit der Bitte danach das Handy in der Tasche zu lassen. Das hat sehr gut funktioniert.

Wir hoffen der Einblick in unseren Segengottesdienst hat euch gefallen oder inspiriert. Wer noch mehr Inspiration zu diesem Thema sucht, dem können wir das Buch „Paare.Riten.Kirche“ empfehlen. Und wer weiß, vielleicht gibt es ja schon bald eine offizielle Liturgie für Segensfeiern, nachdem der Synodale Weg beschlossen hat, dass es sie offiziell geben darf.

Bis bald im Biergarten,
Anna und Isa

Die wunderschönen Bilder stammen übrigens von dem wunderbaren Fotografie-Duo Corinna und Maik.

Hier könnt ihr die Texte unseres Gottesdienstes herunterladen:

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